Liebe Freunde von Kunterbunt e.V. , liebe TeilnehmerInnen an den Reisen, liebe Eltern, ?liebe Heimleiter, liebe Betreuende,
Ich hoffe es geht euch gut!
Heute geht es etwas schwerfälliger los beim Schreiben. Ich habe zum Aufwärmen gerade wieder die Seite drei in der Süddeutschen Zeitung gelesen. Das hätte ich heute besser nicht gemacht.
Es ging um Sport und spektakuläre Bilder und den Start der Bundesliga in der nächsten Woche. Der Bericht von Holger Gertz endet mit einem Satz von dem Dichter Daniel Kehlmann, den ich jetzt nicht mehr loswerde. Der hat nämlich gesagt: „Wir befinden uns in einer der traurigsten Krisen der Menschheit. Nicht einer der schlimmsten, aber einer der traurigsten, weil das Heilmittel liegt darin, einander fernzubleiben.“ Den Satz muss ich jetzt erst einmal verdauen…
Ein digitaler Rundgang im Museum. Virtuelles Schaufensterbummeln. In der Presse Information der Thüringer Städte lese ich: In Eisenach sind es virtuelle Rundgänge auf der geschichtsträchtigen Wartburg, die Zuschauer online begeistern.
Mich begeistert das gerade nicht mehr. Alles nur noch im Computer, im Fernsehen, bei Netflix…. vom Sofa aus.
Karuna aus Hohenroth hat uns gerade einen schönen Brief geschrieben. Sie schreibt auch ausführlich was ihr so fehlt und was sie gerade nicht machen kann. Und dann kommt ein Satz, der hat mich so begeistert. Sie schreibt einfach: „Zum Glück ist noch der Frühling gekommen“.
Wie schön, dass es noch die Natur gibt, die uns Menschen Freude bereitet. Die Natur bleibt uns nicht fern. Sie ist einfach da. Martin hat ein Bild geschickt aus dem Isartal. Er liegt mit geschlossenen Augen glücklich in einer Blumenwiese. Familie Sauerbruch schreibt, daß sie in einem riesigen Bauerngarten versinken und genießen und daß sie müde werden vom Garteln. Celine krault in Portugal einen kleinen Jugendlichen, ein Fohlen mit Namen Filou. Und Bärbel steht für eine viertel Stunde in der eiskalten Loisach und sagt: Es fühlt sich an als würde der kalte Fluss durch meine Wadeln fliessen…
Angelika aus Landsberg schreibt uns: Was ich an Kunterbuntfreizeiten schön finde. Ich finde es schön, daß es auch Reisen gibt für das miteinander. Denn ich war ja schon mit euch öfters im Ausland. Ich finde auch schön, daß wir in Schottland Freunde und Bekannte von Judith kennengelernt haben. Mit ihnen kann ich mich auch gut in Englisch unterhalten (…) Ich hoffe sehr, daß wir bald wieder zusammen verreisen und etwas unternehmen können. Es fehlt mir. Aber die Hoffnung hat man bestimmt nicht aufgegeben.
So, jetzt habe ich den traurigen Schatten aus der Zeitung vertrieben…
Beginnen möchte ich mit meiner Sehnsucht nach dem wirklichen Leben. Reisen beginnen mit einer Fahrt von Murnau nach …Schlehdorf zum Beispiel oder ins Rißbachhaus. Wir haben die Reifen gewechselt und die Busse stehen bereit. In der letzen Woche haben sie sogar im Kemmelpark frisch geteert…
Klar werden wir uns an die neuen Vorschriften halten im Umgang miteinander. Wenn es notwendig ist, werden wir Masken vor dem Einsteigen in die Kunterbunt Busse verteilen.
Wir werden TeilnehmerInnen und Betreuerinnen immer wieder daran erinnern sich die Hände zu waschen.Wir werden das Kunterbunt Lied auch verhalten singen - versprochen!
Wir machen uns jetzt viele Gedanken, ob und wie wir eine Freizeit in diesen Zeiten gestalten und durchführen können.
Bei Kunterbunt haben wir nie übertrieben. Wir haben nie übertrieben gegessen, getrunken, gefeiert. Es geht bei uns nicht zu wie auf dem Oktoberfest oder beim Ballermann Urlaub.
Und deshalb wünsche ich mir sehr, daß wir unsere Reisen bald wieder beginnen können.
Ich habe eine Sehnsucht nach dem wirklichen Leben. Ich will mich nicht mit Speisekarten begnügen und seien sie noch so bunt…
Zusammen mit euch will ich den Tag beginnen mit der Frage, mit der jeder neue Tag bei Kunterbunt beginnt: Was wollen wir denn heute machen?
In der letzten Woche hat uns Hanni geschrieben. Wir haben im März noch miteinander telefoniert und ich dachte sie und Toni sind weit weg in Südafrika. Und dann hat uns Eleni noch einen Tag in Molivos geschenkt. Danke für deinen schönen Bericht.
Felix hat in der letzten Woche den Vorhang zur Kunterbunt Bühne aufgezogen. Er schreibt:
Hallo ihr Lieben,
Es hat etwas länger gedauert als gedacht, aber gestern haben wir die Kunterbunt Bühne VOL1 fertig geschnitten.
Hier könnt ihr sie euch ansehen.
Alles liebe aus Murnau
Bärbel, Felix und Christian
Hanni schreibt:
06.05.2020
Liebe Bärbel, Lieber Christian,
Mein erster Gedanke, als die Hotels und Grenzen geschlossen wurden , galt Kunterbunt. Oh Gott, dachte ich, Kunterbunt muß viele Freizeiten absagen. Ich dachte an die vielen Teilnehmer/innen, die das ganze Jahr darauf hin fiebern und sich auf die Freizeiten freuen. Ich dachte an die Betreuer und Betreuerinnen, die diese Freizeiten organisieren, und plötzlich alles abgesagt werden musste.
Ich wollte dem Corona entfliehen 9000km weit bis nach Südafrika zu meinem Sohn Alexander mit Familie, daraus wurde nichts, es gingen keine Flieger mehr, was mein Enkel Raphael mit seinen fast 4 Jahren, überhaupt nicht verstand. Dies war für mich sehr schmerzlich. Selbst in Kapstadt ist inzwischen das Corona angekommen und dort ist es so wie in Italien, seit 6 Wochen totale Ausgangssperre, das ist noch viel schlimmer als bei uns.
Die letzten Wochen verbrachte ich oft beim Wandern und Radeln in der näheren Umgebung, leider ohne Einkehrschwung in ein Cafe oder Gaststätte. Ich dachte viel an Kunterbunt und an die Werkstätten, die geschlossen sind. Ich dachte an die vielen schönen Freizeiten mit Euch und obwohl ich schon 3 Jahre in „Kunterbunt-Rente“ bin, denke ich gerne an die lustigen Unternehmungen zurück. Am liebsten bin ich nach Cavallino / Venedig ans Meer gefahren.
Das große Frühstück im Freien, die Strandspaziergänge und das abendliche Unterhaltungsprogramm am Campingplatz. Wir haben zusammen gesungen und getanzt! Es waren so viele Freizeiten, so viele Erinnerungen, z.B. an die Bratwurtsemmel mit Kraut in der Wurstkuchl in Regensburg, an die Sonnenuntergänge am Nordseestrand und an die vielen netten und lieben Teilnehmer/innen. Eben eine große Familie.
Und an die Schutzengeln, die uns immer begleitet haben, ich denke zurück an die Bootsfahrt zu den Brijuni Inseln in Kroatien, dort hatten sie richtig viel zu tun. Auch Schutzengeln brauchen mal eine Pause!
Die Kunterbuntbriefe bedeuten:
„Gerade in schweren Zeiten einander zu schreiben ist der Versuch, einen Sonnenstrahl aus Worten in das Herz des anderen zu schicken.“ Und ohne schwere Zeiten, würden wir die guten Zeiten nicht schätzen.
Corona geht vorüber und ihr könnt dann hoffentlich bald wieder richtig durchstarten und Corona hat dann bewirkt, dass alle Menschen verstehen wie wichtig eine Umarmung, ein Händedruck und der menschliche Kontakt ist.
In diesem Sinne umarme ich Euch alle und bleibt gesund
Eure Hanni
Dann schreibt Eleni über einen Tag in Molivos:
Wie schade! Molivos im Juni kann leider nicht stattfinden. Für alle, die darüber auch so traurig sind wie ich… für alle, die noch nie in Griechenland dabei waren und sich fragen wie es dort so ist… und für alle, die sich mit mir nun dorthin träumen wollen: Ich habe mal einen typischen Molivos-Tag mit meinen liebsten Erinnerungen aufgeschrieben. Zu jedem Abschnitt gibt es einen griechischen Satz, damit wir unser Griechisch nicht verlernen und dann super vorbereitet sind, wenn es endlich wieder soweit ist!!
9 Uhr
Du stehst auf deinem Balkon und blickst hinunter auf Molivos: ein paar Häuserdächer, ein weißer Kirchturm und dahinter das unglaublich weite, blaue Meer. Was für ein Ausblick! Noch ist es ruhig hier oben in den Gassen von Molivos, aber wenn wir gleich hinunter zum Meer spazieren, kommt Leben in das Dorf. Vor den vielen, kleinen Geschäften (da kann man sich schon mal inspirieren lassen für die Shoppingtour) sitzen die Griechen und Griechinnen und freuen sich uns zu sehen. Und auch wir freuen uns und rufen jedem, der uns begegnet, zu:
Kalimera! Ti kanis? (Guten Morgen! Wie geht’s?)
12 Uhr
Der Wind bläst dir ins Gesicht, die Sonne wärmt dich, deine Lippen schmecken ganz salzig und du stehst auf einem ganz wackligen Boden. Huch, du bist auf einem Schiff! Wir sind alle zusammen an Bord gegangen, um einen kleinen Ausflug zu machen. Wenn wir durch die hohen Wellen fahren, kommt uns manchmal das Meerwasser entgegen und macht uns nass. Eine schöne Erfrischung. Du blickst auf das Meer und plötzlich siehst du, dass wir nicht alleine sind hier im Meer. Neben unserem Schiff schwimmt ein Delfin im Wasser! Und du rufst den anderen zu:
„Kita! Ena delfini!“ (Guck, ein Delfin!)
15 Uhr
Puh, ist das heiß! „Kani poli sesti!“ Wir liegen am Strand und haben es uns ganz gemütlich gemacht unter den Bäumen im Sand. Zum Glück kann man sich jederzeit eine Abkühlung im frischen Meer verschaffen. Wir schwimmen, tauchen oder sitzen einfach dort, wo die Wellen brechen und genießen das kühle Nass. Das tut gut!
18 Uhr
Du hast einen Bärenhunger nach diesem langen Tag. Wir sitzen in einem schönen, traditionellen griechischen Restaurant und warten auf das Essen. Und da kommen ja schon die ersten Teller! Tsatsiki, Pommes, frittierte Zucchini, gefüllte Weinblätter, Kalamari, und alles, was du dir Leckeres gewünscht hast. Zum Glück müssen wir uns hier nicht zwischen all den Leckereien entscheiden. In Griechenland kommt nämlich das ganze Essen in die Mitte und wir teilen uns alles. So kannst du von allem probieren. Und es schmeckt himmlisch! Wenn wir uns satt gegessen haben, sagen wir zu unserer netten Kellnerin:
„Itan nostimo!“ (Das war lecker!)
20 Uhr
Nach dem Essen ziehen wir weiter in die Pirates-Bar von Giannis und gönnen uns ein paar bunte Cocktails („Jamas!“ Prost!). Wir eröffnen die Tanzfläche, die anderen Gäste lassen sich von unserer guten Laune anstecken und so wird den ganzen Abend fröhlich getanzt. Der ein oder andere erinnert sich vielleicht auch noch an einen griechischen Tanzschritt, den wir bei unserer Tanzlehrerin Rena gelernt haben. Aber auch der schönste Tag geht irgendwann vorbei. Wir sind müde und freuen uns auf unser gemütliches Bett. Also, liebes Molivos:
„Kali Nichta! Ta läme!“ (Gute Nacht! Bis bald!)