Ein Kunterbunt Brief vom 02.05.2020

Liebe Freunde von Kunterbunt e.V. , liebe TeilnehmerInnen an den Reisen, liebe Eltern, ?liebe Heimleiter, liebe Betreuende,

Ich hoffe es geht euch gut!

In dieser Woche sind wieder viele E-mails angekommen. Briefe, die mich ermuntern den newsletter weiter zu schreiben. Ich bin  heute schon um sieben zum Büro gelaufen und einmal richtig abgeduscht worden. Herrlich der Regen! Die Natur freut sich und dankt mit noch grüneren Blättern.
Vor zwei Wochen haben wir die Kunterbunt Bühne geöffnet. Und über die WhatsApp Gruppe sind viele Bilder, Worte und auch einpaar Videos angekommen. Fini und Felix haben sich hingesetzt und einen kleinen Film geschnitten, den hier auch schon anschauen können.

https://vimeo.com/414072345

Vorab will ich schon einmal Johanna, die ein kleines Video geschickt hat, sagen: Hmmmm, ich konnte den Espresso, den du in München machst sogar noch in Murnau riechen! Hmmmm…

Es macht so viele Freude von euch zu hören.

Ob es wohl bald Neuigkeiten gibt, die Reisen betreffen? Bis zum 14. Juni sind Reisen außerhalb Deutschlands nicht erlaubt. Schweren Herzens habe ich in dieser Woche unsere Reise nach Molivos abgesagt. Yorgos , der Besitzer der Pension hat auf meine E-mail noch nicht geantwortet. Ich habe ihn gefragt, ob er uns vielleicht im September noch eine andere Woche anbieten kann…
Reisen ist nicht angesagt zu Zeit. Es ist wichtig zuhause zu bleiben, das hören wir den ganzen Tag.

Für mich hat Reisen mit Kunterbunt eine so freundliche und tiefe Verbindung mit so vielen Menschen in Europa geschaffen… das ich ganz laut sagen muss: Das Reisen fehlt mir sehr.

Die Menschen, die wir auf den Reisen treffen, fehlen mir sehr.  Mir fehlt es zusammen mit euch in Molivos eine holprige,  steile  Straße herunterzulaufen. Das Meer im Blick und fröhliche Gespräche in den Ohren. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen, wenn ich mir vorstelle, daß wir in einpaar Minuten im Dilino, einem griechischen Familien Restaurant sitzen, der warme Abendwind wirbelt uns die Haare durcheinander und Eleni bestellt uns in der Küche direkt beim Koch das Abendessen.
Wir haben immer noch das Meer direkt vor Augen und Nick hat nur Augen für Marilena.
Sie bringt uns Salate und stellt die großen Platten mit köstlichem Essen auf den Tisch.
Marilena bringt uns Orangina, viel Wasser und Retsina mit einer kühlen Flasche Sodawasser dazu.
Die Katze weiter oben hat in einer Ecke ein wunderbares Plätzchen für sich und die Jungkätzchen gefunden. Wie geht es dieser Familie, wie geht es Yorgos und seiner Mutter, die jeden Tag zusammen die Pension sauber machen. Wie geht es Janis und Alexis, die uns jeden Tag frisches Brot backen. Ich grüße den armenischen Barbier, der uns immer rasiert hat.
Ich wünsche euch alles Gute, Gesundheit und hoffe daß wir uns bald wieder sehen…

Wenn wir mit Kunterbunt auf reisen gehen verbinden sich Geschichten miteinander. Da wir den Menschen, die wir treffen freundlich gesinnt sind und sie fröhlich in ihrer Sprache grüßen bin ich mir sicher, daß sie sich auch auf ein Wiedersehen freuen….

Ich träume von einer Zeit, in der sich wieder verschiedene Menschen wieder begegnen können.

Gerade lesen und hören wir von anderen Menschen nur noch als Virusträger, als Gefahr.
Als passendes Bild dazu haben wir jetzt alle Masken auf und verlassen in Panik einen breiten Gehsteig. Ohne Zweifel ist der Abstand zu den anderen Menschen gerade wichtig…

Und doch will ich mir meine Träume von einem gesunden und fröhlichen Miteinander nicht nehmen lassen. Wir haben bei Kunterbunt über viele Jahre dieses Miteinander kultiviert, die bunten Blumen spießen. Ich höre Musik und fröhliches Lachen.

Noch telefonieren wir nur noch miteinander, noch schreiben wir uns Briefe und WhatsApp Nachrichten. Über Zoom sprechen und sehen wir uns ab und an und winken uns zum Abschied.

Vor einpaar Tagen habe ich die Reise an Pfingsten nach Passalmonte abgesagt. Sebastian aus Berlin der  mit Kunterbunt nach Italien reisen wollte hat am Tag darauf eine E-mail geschrieben.

Lieber Christian,
Danke für die Mail, das ist super schade, aber natürlich wahrscheinlich besser so und war ja auch abzusehen.
Wie es der (Zufall) so will habe ich heute Nacht ganz klar von Kunterbunt geträumt, dass ich mich mit einer Gruppe am Flughafen treffe, und wir müssen alle Maske tragen aber irgendwie war trotzdem alles wie immer.. herzlich, spontan, voller Vorfreude auf die gemeinsame Reise und die Erlebnisse…..


Aus dem Wohnheim 8 in Fuchstal-Seestall haben wir einen Brief erhalten. Dann noch eine E-mail von Robert aus der Arche Noah und ein Brief von Christa.
Vielen Dank an euch für die schönen Worte, die Bilder und die guten Wünsche.

Gut, dann habt weiterhin eine gute Zeit. Träumt weiter von Dingen, die euch Freude machen.
Die Sehnsucht nach einer schönen Reise hilft mir die Wartezeit zu überbrücken. Danke für eure guten Wünsche an Kunterbunt.

Alles liebe aus Murnau

Bärbel, Felix und  Christian


Der Brief aus dem Wohnheim 8 in Fuchstal-Seestall:

Liebe Freunde von Kunterbunt!
Wir freuen uns darauf, bald wieder mitzumachen und Urlaub mit kunterbunt zu machen, damit wir wieder mal etwas anderes sehen und auch andere Leute kennenlernen. Wir wünschen uns, dass Corona bald wieder aufhört, und dass es uns dann wieder besser geht!
Wir möchten uns alle sehr herzlich für eure Briefe bedanken. Die fanden wir super und deshalb schreiben wir heute zurück. In unserem Wohnheim ist alles so wie immer: es gibt Frühstück und Mittagessen und Abendbrot und Fernsehen. Aber weil wir ja jetzt immer daheim sein müssen, gibt es auch viel Neues. Zum Beispiel kommen jetzt ganz oft Lisa und Anna zu uns ins Wohnheim, weil ihre Kitas geschlossen sind. Das finden wir sehr schön!
Mit Lisa haben Patrizia und Natascha schon viele Fahrradtouren gemacht, auch der Basti, vier Kilometer weit. Robert und Matthias haben Federball gespielt. Wir haben nämlich einen großen Hof und einen Garten. Wir spielen auch Tischfußball zu zweit oder zu dritt oder zu viert und haben Spaß an unserer Freude.

Wir schauen alle ein bisschen anders aus als sonst, weil die Betreuer Mund-Nasen-Schutz tragen oder auch sowas wie ein Formel 1-Visier und Robert und Patrizia haben sich auch sowas gebastelt mit Josi.
Wir haben auch ein paar Tiere im Haus und vor dem Haus. Unsere Katze heißt Mio, das ist unser Haustier für immer und der Mio ist ganz schön verschmust und braucht viel Liebe. Und sein Schwanz wackelt so schön.
Die Nachbarin hat leider einen Bell-Hund, der uns immer einen Schrecken einjagt hinter dem Zaun. Der kann sogar heulen wie ein Wolf in der Nacht.
Wir schicken euch ein paar Fotos von uns und ganz viele Grüße von allen von bestem gutem Herzen. Bleibt gesund!


Brief von Robert in der Arche-Noah in Holzhausen:

 Liebe Bärbl, lieber Christian
Ich habe in meinen alten Dienstplänen geblättert und am 3. Oktober 1994 einen Eintrag gefunden, der für eine Fahrt zum Blaslhof stehen könnte. Ja, solange kennen wir uns schon, ich damals noch zwischen Zivildienst und HEP-Ausbildung, mit langen Haaren und (wie du Christian mich immer wieder gerne daran erinnerst) mit Jeanslatzhosen.
Ich habe diese Fahrten zum Abholen am Sonntagabend immer wieder gerne übernommen: wenn ich am Blaslhof ankam, war alles schon gepackt und zum Einladen bereit. Große Eile hatte jedoch damals noch keiner, was zählte, war die Freizeit mit ihren Erlebnissen und die Menschen selbst. Die Teilnehmer und Betreuer saßen an den großen Tischen, an dem einen wurde meist noch gespielt, am anderen saßen die Kaffee- und Teetrinker.
Irgendwann war es dann doch Zeit, den alten Kleinbus zu beladen, der ein oder andere sprang nochmal schnell zum Stall hinüber, um sich von Bauer Sepp zu verabschieden … und zu versichern, ganz bestimmt und ganz bald wieder zu kommen.
Wenn dann alle im Auto saßen – es waren annähernd ein halbes Dutzend „Kunterbuntler“ – wurde viel erzählt, vom Stall und den Tieren, von Bauer Sepp und seinen Geschichten, von der Kutschfahrt oder den lustigen Betreuern.
Auf der B17 zwischen Schongau und Landsberg wurde es dann allmählich ruhig, der ein oder andere schlief ein oder hing seinen Gedanken und Bildern im Kopf nach. Zufrieden kamen wir in Holzhausen an, ich brachte jeden zu seiner Wohngruppe, eine Wochenendfreizeit mit Urlaubseffekt ging zu Ende.
Später erzählte ich Christian von meinen Erfahrungen und von meinen Eindrücken dieser Abholfahrten. Das hat ihn sehr beeindruckt. Mich ebenso, auch heute noch.
Und genau dieses Gefühl bekomme ich, wenn ich die wöchentlichen Briefe ausdrucke und „meinen“ Bewohnern zeige und auch vorlese.
Danke für über 25 Jahre Kunterbunt, für kunterbunte Freizeiten und Lebensgefühl. Ich wünsche uns allen, dass es bald wieder heißt: ich fahre mit Kunterbunt weg!
Viele Grüße aus Holzhausen  Robert

Brief von Christa:

Liebe Freundinnen und Freunde von Kunterbunt,
es ist eine verflixte Zeit! Wir alle müssen geduldig zuhause bleiben, vernünftig sein und abwarten, damit wir nicht krank werden oder jemanden anstecken.
Ich bin schon seit vielen Wochen zuhause und es fällt mir schwer, denn ich vermisse meine Arbeit und die Menschen um mich. Wahrscheinlich geht es Euch ähnlich und Ihr versucht, so wie ich, das Beste aus der Zeit zu machen.
Jeden Tag bin ich froh darüber, daß man wenigstens zu Fuß oder mit dem Radl in der herrlichen Natur draußen unterwegs sein kann. Deshalb versuche ich auch alle Erledigungen und Einkäufe möglichst zu Fuß zu machen. Letzte Woche musste ich mein Auto hier in Beuerberg in die Werkstatt bringen. Der Heimweg zu Fuß dauert eine Viertelstunde über einen Feldweg. Von dort sieht man die Berge um Murnau herum und ich habe an Bärbel und Christian und an Kunterbunt gedacht.
Ich fahre schon ganz lange mit Kunterbunt weg, seit dem Jahr 2004, also 16 Jahre! Wie ich also so wanderte kam mir eine Frage in den Sinn: „Wie viele Freizeiten bin ich wohl schon dabei gewesen und kann ich mich an jede Freizeit erinnern“?
Zuhause angekommen habe ich mich hingesetzt und meine alten Kunterbunt-Programme herausgesucht. Ich habe sie alle aufgehoben. Beim Durchblättern sind mir wahnsinnig viele Erlebnisse, viele Gesichter, viele Orte in den Sinn gekommen. Ich bin schon über 120 Mal mit Kunterbunt verreist!
Wie oft war ich schon beim Tanzen in der Spielmannsau oder in Oberaudorf?         Wie toll war der Hawaii-Tanz, den wir in einem riesigen Kreis dort unter dem leuchtend blauen Himmel auf der grünen Wiese getanzt haben! Damals hat sich ein junger Rennradfahrer einfach in unseren Kreis gestellt und mitgetanzt.             Wie außer ordenlich war die Reise nach Amerika, wo wir in einem Store mit Bob gestöbert haben und ich mir blaue 20er-Jahre Schuhe für 5 Dollar gekauft habe, die ich heute noch besitze. Wie prachtvoll haben wir in den Märchenfreizeiten, die Tische geschmückt und dann ein leckeres Mahl an der Tafel am Hofe eingenommen, nachdem unsere „Mutter Königin“ Heidi Inge das Festmahl eröffnet hat. Wie schön ist es jedes Jahr in Birkenstein, egal ob im Haus Hildegard, im Haus Sonnwinkel oder jetzt auf dem Koanhof bei Monika Auer. Wundervolle Erinnerungen habe ich auch an die Süddeutschlandrundfahrt, wo wir im Donautal, im Odenwald und in Franken waren.


Dann denke ich an die Lüneburger Heide, von wo Silvia Meyer ganz viel Heide-Honig für ihren Vater mitgebracht hat und wir die Heidekönigin gesehen haben. Oder die Fahrten in den Schwarzwald mit den Trieberger Wasserfällen und der größten Kuckucksuhr der Welt.
Ein großes Erlebnis war auch die Fahrt nach Paris, wo wir im Picasso Museum eine Sonderführung hatten und Angi sich eine hochmodische echte Pariser Handtasche gekauft hat. Dann die verschiedenen Osterfreizeiten mit den prächtig geschmückten Osterbrunnen in der fränkischen Schweiz oder am Apfelbaumhof im Odenwald, wo tatsächlich der Osterhase am Ostersonntag Eier gebracht hat. Josef und ich sind auch viele Jahre mit Euch in Lisa’s Häusl im Bayerischen Wald gewesen, wo wir mit Ulli Traphagen im Rollstuhl auf dem Baumwipfelpfad waren, 80 m hoch mit einem herrlichen Blick über den Bayerwald. Dann beim Chorsingen im Haus Mandorla im Allgäu, bei den vielen Musik- und Trommelfreizeiten in der Villa Habersack, wo wir beim Singen und Musizieren so viel Spass hatten.
Tolle Erinnerungen habe ich auch an Mainfranken, an die herrliche Gegend dort und die leckeren fränkischen Bratwürste. Dann denke ich manchmal mit ein wenig Schrecken an die Abenteuerschifffahrt bei hohem Wellengang in Kroatien und wie mich Martin Bayer überredet hat mit ihm in einem Erlebnispark in Bulgarien eine Wasserrutsche herunterzurutschen, bei der ich so Angst hatte, daß ich dachte ich müsste sterben bevor ich unten ankomme!  
Ja…so könnte ich jetzt Stunden weitererzählen, in Gedanken nochmal so vieles erleben. Kunterbunt hat mir ein großes Schatzkästchen an Erinnerungen gebracht. Nicht alle sind immer lustig, es gibt auch traurige Dinge oder schwierige Augenblicke, aber alles haben wir gemeistert. Es sind halt „kunterbunte“ Erinnerungen…und toll ist man kann sie jederzeit abrufen.
Vielleicht erinnert ihr Euch auch gerne an eine Reise, ein Urlaubserlebnis, an einen besonderen Ort, einen lieben Menschen oder auch an ein leckeres Essen mit Kunterbunt!