Ein Kunterbunt Brief vom 04.04.2020

Liebe Freunde von Kunterbunt e.V. , liebe TeilnehmerInnen an den Reisen, liebe Eltern, ?liebe Heimleiter, liebe Betreuende,


Heute strahlt die Sonne in Murnau und der Weg mit dem Fahrrad ins Büro durch die kalte Morgenluft war eine Wohltat.
Die letzte Woche haben Bärbel und ich stundenlang die Büros geputzt.  Die vielen Fenster sind wieder einmal richtig sauber. Viel Papier ist erst geschreddert  worden und ist dann in die Papiertonne gewandert. Viele Sachen die einfach im Büro liegengeblieben sind im Laufe der Zeit habe ich eingeordnet oder entsorgt.
Im Keller liegen immer noch viele Kleidungsstücke, Mützen, Handtücher, Trinkflaschen und Sonnenbrillen. Wir haben in der letzten Woche zwanzig Pakete und Päckchen verschickt. Bärbel hat kleine bunte Bilder gemalt und einen Gruß darauf geschrieben und Schokolade vom Fest mit dazugelegt…


Was für ein Glück wir hatten im letzten Jahr mit der Ausstellung, dem Theater und dem Fest. Wie schön, daß es so unbeschwert war sich zu treffen… das wird schon wieder…


Bärbel und ich gehen aber auch jeden Tag auf einen Spaziergang in die Natur. Das wünsche ich euch sehr, daß ihr die Möglichkeit habt vor dem Haus auf einer Bank zu sitzen oder einen kleinen  Spaziergang zu machen. An der frischen Luft zu sein bringt uns auf andere Gedanken.
In Bewegung zu sein lässt macht es für uns leichter daran zu denken, daß es weitergeht…

Am Mittwoch sind wir am Staffelsee gesessen und haben der Sonne beim Untergehen zugeschaut.
Da hat Johanna angerufen, die auch immer wieder mit Kunterbunt auf Reisen geht. Sie arbeitet bei einem Radio in Halle und bereitet gerade einen Beitrag  vor und möchte von euch wissen, wie es euch gerade geht und was sich für euch verändert hat. Wir haben Sie gebeten einen kleinen Brief zu schreiben um uns zu erklären was für ein Radiobeitrag das werden soll.
Das hat sie gemacht. Ihr Brief ist weiter unten zu sehen und ich versende ihn auch noch als newsletter.


Dann freue ich mich schon darauf den wöchentlichen Brief wieder loszuschicken. Judith hat einen schönen Bericht über ihre Reise zur Kunstfreizeit in Wien im letzten Jahr geschrieben.

Eigentlich dachte ich, daß  ihr gerne einmal über eine Reise mit Kunterbunt berichtet.
Es würde mich sehr freuen, wenn  ihr euch an ein abenteuerliches, schönes, romantisches, spannendes, anstrengendes, regennasses, entspannendes, wohlriechendes Erlebnis auf einer Kunterbunt Reise erinnert.
Oder an ein gutes Essen, eine Paella Pfanne zum Geburtstag, frische Croissants von Ghislaine der Bäckerin in Frankreich, wir sitzen am Hafen von Molivos in Griechenland und essen frischen Fisch, jeden Morgen holen wir das Brot von Jannis. Was für eine wunderbare Gelegenheit von einem guten Essen zu erzählen…

Also wer kann sich erinnern an eine besondere Kunterbunt Reise und schickt mir seinen Bericht?

Bärbel und ich wünschen euch eine weitere gute Woche und hoffe ihr seid und bleibt gesund

Alles Liebe aus Murnau


Liebe Kunterbunt-Freundinnen und -Freunde,
?ich bin Judith und möchte euch von unserer Reise nach Wien im Jahr 2019 erzählen.
Letztes Jahr im Frühjahr bin ich mit einer kunterbunten Gruppe nach Wien gereist. Wir sind mit dem Zug von Murnau nach München gefahren. Am Hauptbahnhof in München haben wir weitere Teilnehmer und Betreuer getroffen. Mit dem Zug sind wir dann alle gemeinsam nach Wien gefahren. Es war neu für mich, dass wir mit dem Zug fahren bei einer Kunterbunt-Reise. Ich fand das toll, es war sehr bequem. Wir mussten nur ein bisschen darauf achten, dass auch alle Koffer mitkommen. Aber das haben wir gut organisiert und alle haben mit angepackt.
Als wir in Wien angekommen sind, sind wir direkt zu unserem Hotel. Das Hotel hatte große Räume und war sehr schön. Alle Betreuer haben in einem großen Zimmer über- nachtet.
Das war toll, wir haben uns gut verstanden. Es wurde viel gelacht und auch viel besprochen. Der Rest der Gruppe war in vielen Zimmern verteilt. Manche hatten ein Zimmer für sich, andere haben sich eines geteilt. Morgens gab es immer reichlich Leckereien. Wir haben alle gemeinsam im Frühstücksraum gegessen. Dort haben uns sehr nette Frauen bewirtet.
Den Frauen haben wir am Ende unseres Aufenthalts noch Blumen geschenkt. Wir wollten Danke sagen für die tolle Versorgung.
Wir hatten jeden Tag Programm in Wien. Wir haben uns ganz viel Kunst angeschaut und selbst auch viel gemalt. An vielen Abenden bin ich deshalb hundemüde ins Bett gefallen.
Wir haben zum Beispiel die Universität von Felix kennen gelernt. Wir haben uns den großen Atelierraum von der Kunstakademie angeschaut. Felix studiert dort und konnte uns ganz viel zeigen. Das war sehr interessant und für fast alle eine neue Erfahrung. Es hat dort nach Farbe gerochen, überall standen große Leinwände rum und auf dem Boden gab es Farbkleckse. Wir haben auch andere Studenten in dem Atelier getroffen. Gemeinsam gab es ein kleines Picknick im Atelier.
Ein weiteres Highlight war Gugging. Gugging ist eine Einrichtung für Menschen mit psychischen Erkrankungen und für Menschen mit Behinderungen bei Wien. In Gugging wohnen und arbeiten Menschen. Das Besondere an Gugging ist, dass die Menschen dort unterstützt werden, Kunst zu machen. Es wird gezeichnet, gemalt und gebaut.
Es gibt dort sogar ein Museum und eine Galerie. Dort wird die Kunst der Menschen aus Gugging ausgestellt. Wir haben uns tolle Zeichnungen und Malereien an- geschaut. Es war für mich sehr, sehr spannend. Ich war total inspiriert nach dem Be- such. Wir haben einen Spaziergang von Gugging zu einer Hütte gemacht.
Wir sind bei bestem Wetter durch den Wald spaziert. Bei der Hütte gab es ganz herrliches Essen. Käsespätzle vom Feinsten! (Oh, ich will zurück nach Wien!)
Mein persönliches Highlight der Wien-Reise war der Donnerstag. Felix hatte in seinem Atelier noch Pappe, die haben wir mit dem Fahrrad abgeholt. Alle zusammen sind wir dann vom Hotel zum Park gelaufen. Der kleine, aber feine Park war nur fünf Minuten entfernt.
Dort haben wir uns ausgebreitet mit all unseren Sachen. Natürlich gab‘ es auch dort ein Picknick. Wir haben auf die Pappen gemalt und geschrieben.
Wir haben uns auf die Demonstration am Abend vorbereitet. Am Donnerstag gehen Menschen in Wien auf die Straße um zu demonstrieren. Das machen sie ganz friedlich, denn sie möchten eine kunterbunte Vielfalt in Wien und in Österreich. Die Menschen
schreiben auf Plakate und Pappen, was sie sich für die Zukunft wünschen. Sie engagieren sich politisch.
Auch wir haben uns überlegt, was uns allen persönlich wichtig ist. Was wünschen wir uns eigentlich von der Politik? Das haben wir dann auf unsere Pappen geschrieben und gemalt. Jeder hat seinen oder ihren eigenen Wunsch aufgeschrieben.
Gegen fünf Uhr abends haben wir uns auf den Bürgersteig vor unserem Hotel gestellt.
Der „Demo-Zug“ ist dann an uns vorbeigelaufen. (Die Menschen die durch die Straße laufen, um zu demonstrieren, nennt man „Demo“-Zug.) Ganz viele Menschen haben uns und unsere Pappen angeschaut. Ich war etwas nervös. Aber dann haben uns auch ganz viele Leute
angelächelt und uns zu geklatscht. Sie fanden sehr gut, dass wir auch an der Demo teilgenommen haben. Sie fanden richtig, was wir aufgeschrieben haben. Sie teilen unsere Wünsche für die Zukunft. Das war ein sehr schönes Erlebnis für mich.
Gemeinsam haben wir anderen Menschen gezeigt, was wir uns für die Zukunft wünschen.
 Und die Menschen aus Wien haben unsere Wünsche verstanden.
In einer so schwierigen Zeit wie jetzt gerade, ist es wichtig, dass wir Wünsche für die Zukunft haben. Ich denke gerade viel darüber nach, was ich mir für die Zukunft wünsche. Das gibt mir Hoffnung. Ich glaube daran, dass uns gute Gedanke durch schwere Zeiten helfen können.
Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir weiterhin ganz viel Acht aufeinander geben.
Ich wünsche mir, dass Menschen, die sich für andere engagieren, auch die Wertschätzung erhalten, die sie bekommen sollten. Ich wünsche mir, dass wir uns wieder gemeinsam frei bewegen können. Ich wünsche mir, euch alle bald wiederzusehen. Ich wünsche mir, dass es euch allen gut geht.
Wien war eine sehr inspirierende Zeit für mich. Deswegen male ich jetzt wieder häufiger... Packt doch auch ihr mal wieder die Buntstifte aus! Malt ein Bild für eure Liebsten! Seid kreativ! Zeichnet eure Zukunftsvision! Schreibt‘ eure Wünsche auf!
Lasst es euch gutgehen!  
                                        Bis bald, Judith